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Depression - Wenn der Mama-Alltag nicht mehr geht

Wenn sich das Bild der Welt ändert

Quelle: pixabay.com
Quelle: pixabay.com

Es fällt mir sehr schwer darüber zu schreiben. Und doch halte ich es für nötig, da eine "Wochenbett Depression" oft mit dem sogenannten "Babyblues" abgetan wird und man sich als Frau oft nicht ernst genommen fühlt. 

Dabei ist es schon schwer genug sich selbst in dieser Situation ernst zu nehmen und es nicht abzutun. 

Auf einmal kommt man nicht mehr hoch, man sieht sein Kind an und fragt sich "Muss das so sein?", die Tränen sind allgegenwärtig und irgendwie versucht man sich aus dem Sumpf heraus zu kämpfen. Aber es klappt nicht. 

Alles wird zu viel. Aufstehen, die Bedürfnisse der Kinder stillen, die eigenen Bedürfnisse berücksichtigen, die anderen Menschen ertragen, den Tag rumzubekommen,...

Irgendwann kommt es so weit, dass der eigene Mann dir nicht mehr zutraut mit dem Kindern allein zu bleiben aus Angst vorm nächsten Austicker, aus Angst um das Wohl der Kinder. 

Und dann? 

 

Warum hab ich das?

Ich weiß es nicht. 

Ich kann spekulieren.

Lag es an der Frühgeburt des Kleinen? 

Der Krankenhaussituation obwohl doch eine Hausgeburt geplant war? 

Lag es an den Stress in den ersten Wochen mit dem Alltag zwischen Krankenhaus und zweitem Kind? 

Der Umzug in ein anderes Bundesland kurz nach der Krankenhausentlassung?

Die immer häufiger und heftiger werdenden Wutanfällen samt selbstverletzendem Verhalten des Großen? 

Die Überforderung damit den Alltag neu zu finden? 

Fehlenden sozialen Kontakten? 

Ich kann die Liste immer weiter führen. 

Irgendwie kam einfach so viel zusammen im letzten dreiviertel Jahr. Und irgendwie hört es nicht auf. 

Vielleicht lag es auch einfach nur an einer genetischen Veranlagung. Man weiß es nicht. 

Fakt ist: es ist nunmal so, das schwarze Loch ist da und es will nicht wieder weg. 

Nur wie soll man damit umgehen? 

 

Hilfe - die Einsicht ist da, aber wo die Hilfe?

Es hat lange gedauert bis ich eingesehen habe, dass ich tatsächlich sowas wie eine Depression habe, dass es mir echt nicht gut geht und es nicht so weiter gehen kann. 

Ich hatte immer öfters Austicker, konnte meine Kinder und meinen Mann nicht mehr ertragen, wollte weg. 

Mein Mann suchte nach Hilfe, telefonierte Psychologen durch, schaute im Internet nach Hilfe. Doch so einfach ist das nicht. Die Wartelisten sind monatelang. 

Wenn es einem richtig schlecht geht, muss man hier sehr lange auf Hilfe warten und hoffen, dass man es solange schafft sich nicht aus dem nächsten Fenster zu stürzen. 

 

Ein weiteres Problem: stationäre Hilfe wäre eher möglich, aber ich habe meinen Kleinen voll gestillt und mich auch verzweifelt daran festgehalten. Ohne Kind wollte ich also nirgends hin. Eine monatelange Trennung von beiden Kindern war für mich auch auf keinen Fall drin. 

Ich war zerissen in mir. Einerseits habe ich den Alltag mit meinen Kindern nicht mehr ertragen, andererseits waren die Kinder das Einzige was mich noch gehalten hat. Wenn ich von ihnen nicht mehr gebraucht werde, wozu bin ich dann überhaupt da? Was ist mein Sinn hier?

 

Mein Mann war irgendwann soweit mich nicht mehr mit den Kindern allein lassen zu wollen. 

Ab da wurde es dringend. Der Kleine war mittlerweile über 4 Monate alt und ich im Sumpf gefangen. 

Mein Mann brachte mich am Wochenende in eine psychiatrische Klinik hier in der Nähe. Er hatte vorher schon öfters mit der Klinik telefoniert. Es gibt dort eine Eltern-Kind-Station. Aber auch hier kommt man so schnell an keinen Platz. 

Seine Hoffnung an diesem Wochenende: die können uns nicht einfach so wieder weg schicken! 

Erst sprach er dort mit einem Arzt. Ich habe keine Ahnung was er ihm erzählt hat. 

Danach sprach ich mit ihm. Naja, ich weinte mich eher durch das Gespräch. 

Auf jeden Fall wollte er mich aufnehmen. 

Aber es gab wieder ein Problem: die Eltern-Kind-Station nahm zu diesem Zeitpunkt keine neuen Patienten auf, es gab einen Aufnahmestopp wegen eines Noro-Virus.

Ich könnte nur ohne Kinder bleiben. 

 

Ich lehnte ab. 

 

Diese Suche nach Hilfe ohne Erfolg machte mich fertig. 

 

Es gab jedoch einen Hoffnungsschimmer. In der darauf folgenden Woche sollte über die Beendigung des Aufnahmestopps entschieden werden. 

Man versprach mich anzurufen. 

 

Anfang der Woche kam der Anruf: Ich könnte am nächsten Tag kommen. Mit beiden Kindern. Und damit kam einerseits die Aussicht auf Hilfe. Andererseits die Angst vor der neuen Situation. Die Angst vor der fremden Umgebung. Die Angst vor anderen Menschen. Die Angst...

 


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